Seit einiger Zeit treibt uns
zunehmend die Frage um: Wie lange halten die ehrenamtlichen Helfer eigentlich
noch durch? Die Begleitung von Flüchtlingen ist oft anstrengend, voller
Rückschläge, aber danach fragt keiner. Viele reden über Flüchtlinge, doch wer
spricht mit ihnen? Wer von denen,
die jetzt mit dem Finger auf sie zeigen, hat hier schon mal einen Finger krumm
gemacht, sich engagiert?
Es ist zum Verzweifeln,
wirklich. Als Helfer leidet man unter der Feindseligkeit mit; man muss sich – wie
etwa auf der Gemeinderatssitzung vom 2.Februar – haltlose Pauschal-Verdächtigungen
anhören, die die anwesenden Flüchtlinge zum Glück nicht verstehen.
Kopfschüttelnd erlebt man die – eigentlich unzulässigen – Beifallsbekundungen
mit, immer aus der gleichen Ecke. Als Helfer fühlt man sich plötzlich in der
Schusslinie wütender Mitbürger, und ehrlich: Das zehrt an unserer Kraft.
Man fühlt sich schlicht
ver-hinterteil-t, wenn man zuvor bei einer Bürgerversammlung zur
Flüchtlingsunterbringung dabei war, sich dort zu den vorgelegten Vorschlägen geäußert
hat – und nun sieht, wie die Resultate durch einen Mehrheitsblock vom Tisch
gewischt werden. Warum engagieren wir uns eigentlich noch?
Nun ist es in der Demokratie
ja so: Die Mehrheit hat Recht. Sie hat auch das Recht, Unsinn zu beschließen.
Oder ist es etwa sinnvoll, wenn der
Bürgermeisterin nach zwei erfolglosen Briefen ans Bundeskanzleramt, das
BND-Gelände betreffend, nun aufgetragen wird, es noch ein drittes Mal zu
versuchen? Ob es gut ist, ein geschütztes Biotop zu bebauen sei einmal
dahingestellt. Aber ob dieser Beschluss eine Verfahrensbeschleunigung bedeutet,
ist doch mehr als zweifelhaft. Und dass das Landratsamt ausgerechnet aufgrund
der Pullacher Beschlussfassung von Turnhallenbelegungen im Landkreis abgesehen
haben soll, glauben die Blockparteien doch hoffentlich selbst nicht.
Ist den aufgebrachten
Mitbürgern eigentlich klar, was Menschen im Helferkreis für unsere Gemeinde
tun? Wir arbeiten nicht zuletzt auch daran, dass der soziale Frieden in unserer
Gemeinde erhalten bleibt. Auch, dass die Immobilien hier nicht an Wert
verlieren, wenn man so will. Wir begleiten Flüchtlinge doch nicht, weil das die
besseren und interessanteren Menschen sind. Sondern damit das Zusammenleben in
unserer Gemeinde weiterhin funktioniert. Und keiner will eine
Turnhallenbeschlagnahmung, die Helfer ganz zuletzt.
Ganz ehrlich: Auch wir fühlen
uns von all dem Fremden bedroht, das nun in unser Land drängt, in ungeahntem
Umfang und mit noch unabsehbaren Konsequenzen. Für viele ist dieses Engagement
auch ein Mittel, sich der Angst nicht so ausgeliefert zu fühlen. Uns wäre weiß
Gott lieber, es gäbe keine Fluchtursachen und keine Flüchtlinge. Wir wollen nur
nicht alles auf ‚die Politik’ abschieben, auch nicht auf die Kommunalpolitik, sondern
selbst tätig werden.
Es gehört zur politischen
Litanei, sich über Politikverdrossenheit zu beklagen sowie darüber, dass die
Bereitschaft zum Ehrenamt schwindet. Die letzten Wochen haben das auf jeden
Fall stark befördert. Irgendwann ist man es einfach leid, gegen so viele
Widerstände anzuarbeiten. Wir möchten uns aber nicht ausmalen, was passiert,
wenn im ganzen Land die Helfer hinschmeißen. Wir befürchten, dann treten
wirklich die Zustände ein, die die wütenden Mitbürger beschworen haben. Sie
werden sich in ihren Vorurteilen bestätigt fühlen können – aber bitte: Um
welchen Preis?
Wir hoffen, dass unsere
Kräfte noch eine Weile ausreichen, aber dahinter steht ein großes Fragezeichen.
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