Freitag, 8. Januar 2016

Landfrieden

Köln, Hamburg, Stuttgart ... ist das, was dort offenbar geschah, neben allen bekannt gewordenen Straftaten nicht auch Landfriedensbruch? Und jetzt, wo sich abzuzeichnen beginnt, dass auch Flüchtlinge, Asylbewerber an den Straftaten beteiligt waren - ist da nicht zu befürchten, dass 'die Stimmung kippt'? Ja, und das leider zu Recht - hier hilft kein Wegducken und kein Schönreden. Alle, die sich um Aufnahme und Integration von Flüchtlingen bemühen, können sich durch solche Vorfälle mit angegriffen fühlen. Weil es ihre Arbeit in Frage stellt, ihren Einsatz, der doch letztlich auch auf den Erhalt von Landfrieden zielt.
Die Silvestervorfälle lassen sich unter vielen Aspekten betrachten - neben dem Mißbrauch des Gästestatus und des Asylrechts steht vor allem die Sicherheit von Frauen im öffentlichen Raum im Blickpunkt. Und die Gewalt, die von Männergruppen, zumal unter Alkoholeinfluss, ausgehen kann. Die Brüchigkeit des Landfriedens bei ähnlichen Anlässen - 1.Mai-Randale, Fußball-Nachfeiern, Oktoberfest etc. - und zu allem gibt es inzwischen auch qualifizierte Stellungnahmen.
Folgt man den Medienberichten, so waren an den Überfällen und Übergriffen 'arabische und nordafrikanische' junge Männer beteiligt. Seither wird darüber diskutiert, ob hier ein besonderes Gefahrenpotenzial liegt. Dazu sei an dieser Stelle ein Detail beigetragen, aus eigener Kenntnis: Die Flüchtlinge aus Westafrika, über die hier schon häufiger berichtet wurde, beklagen sich regelmäßig über rassistische Anfeindungen von Seiten arabischstämmiger Asylbewerber. So kam es bei der Auszahlung der monatlichen Unterstützung im vergangenen Sommer zu 'Rangeleien' in den Räumen des Münchner Landratsamts, angeblich, weil arabische Flüchtlinge es als entehrend fanden, nach einem Schwarzafrikaner an die Reihe zu kommen. Die Polizei musste einen Teil des Amts räumen. Inzwischen werden an den Auszahlungstagen immer nur kleine Gruppen in das Gebäude gelassen; jeder kann die jetzt ordentlichen Warteschlangen auf dem Vorplatz sehen, auch das eine Kulturtechnik - und dazu die Bereitschaftspolizei im Hintergrund. Viele berichten auch von den Erfahrungen, die sie auf ihrer Flucht in Libyen mit Arabern gemacht haben, und von Problemen mit Teilen des Bewachungspersonals in den Camps. Und umgekehrt kam auf die Nachrichten aus Köln hin gleich die ängstliche Frage eines Flüchtlings, ob auch 'black people' dabei waren.
Nein, es ist auch hier falsch, ganze Bevölkerungen als homogene Gruppe zu betrachten. Aber wegschauen hilft noch weniger. Die Überzeugung, den richtigen Glauben zu haben kann jedenfalls zu einem Gefühl von Überheblichkeit führen, und das dürfte jeder Integration im Wege stehen. Das männliche Überlegenheitsempfinden Frauen gegenüber ist schlechthin nicht hinnehmbar, dort nicht, hier nicht. Und der Landfrieden ist ein hohes Gut - dass sollten die, die dem Krieg entronnen sind, eigentlich besser wissen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen