Montag, 24. August 2015

Eritrea - Afrikas Nordkorea?

Ein Gastbeitrag von Anke Schlee


Einige der Flüchtlinge, die derzeit in der Turnhalle der Pullacher Mittelschule untergebracht sind, kommen aus Eritrea. Eigentlich wollte ich einen von ihnen interviewen, um auch hier einen Menschen und sein Schicksal zu zeigen, denn bei der Masse an Flüchtlingen verschwindet das Menschliche viel zu oft hinter Zahlen.
Doch ich habe keinen Eritreer gefunden, der bereit wäre, mir seine Geschichte zu erzählen. Der Grund dafür ist die nackte Angst. Angst vor der Regierung im eigenen Land, Angst vor dem eigenen Land selbst in tausenden Kilometern Entfernung hier mitten in Pullach. Die Flüchtlinge fürchten um ihr Leben, so sie denn nach Eritrea zurück müssten und heraus käme, dass sie schlecht über ihr Land sprachen, das wurde mir gesagt.
Die Eritrea-Untersuchungskommission der UNO hat Anfang Juni festgestellt, dass massive Verletzungen der Menschenrechte dort "den Tatbestand von Verbrechen gegen die Menschlichkeit erfüllen könnten“. Von willkürlichen Hinrichtungen und systematischer Folter ist die Rede. Medien zitieren aus dem Bericht, dass die UN-Ermittler an alle Staaten appellieren, eritreische Asylsuchende nicht zur Rückkehr zu zwingen. Das Regime bestrafe „jeden, der versucht, das Land ohne Genehmigung zu verlassen“.
Was für Menschen leben da gerade mit uns hier im idyllischen Isartal? Was haben sie erlebt, was haben sie für Perspektiven? Ich frage mich, was ich tun kann und besinne mich auf die kleinen Schritte, die summiert auch etwas ausmachen. Ein Händedruck, ein Gespräch, ein bisschen Deutsch-Unterricht und ein bisschen „Willkommen“, das kann ich tun und das tue ich gerne. So wie viele Mitstreiter im Helferkreis Flüchtlinge & Integration Pullach, die sich engagieren. Geben ist oft schöner als Nehmen, eine gute Erfahrung bei all den Problemen in diesem Zusammenhang.

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