Ein Gastbeitrag von Anke Schlee
Einige der
Flüchtlinge, die derzeit in der Turnhalle der Pullacher Mittelschule
untergebracht sind, kommen aus Eritrea. Eigentlich wollte ich einen von ihnen
interviewen, um auch hier einen Menschen und sein Schicksal zu zeigen, denn bei
der Masse an Flüchtlingen verschwindet das Menschliche viel zu oft hinter
Zahlen.
Doch ich habe keinen
Eritreer gefunden, der bereit wäre, mir seine Geschichte zu erzählen. Der Grund
dafür ist die nackte Angst. Angst vor der Regierung im eigenen Land, Angst vor
dem eigenen Land selbst in tausenden Kilometern Entfernung hier mitten in
Pullach. Die Flüchtlinge fürchten um ihr Leben, so sie denn nach Eritrea zurück
müssten und heraus käme, dass sie schlecht über ihr Land sprachen, das wurde
mir gesagt.
Die Eritrea-Untersuchungskommission der UNO hat Anfang Juni festgestellt, dass
massive Verletzungen der Menschenrechte dort "den Tatbestand von
Verbrechen gegen die Menschlichkeit erfüllen könnten“. Von willkürlichen
Hinrichtungen und systematischer Folter ist die Rede. Medien zitieren aus dem
Bericht, dass die UN-Ermittler an alle Staaten appellieren, eritreische
Asylsuchende nicht zur Rückkehr zu zwingen. Das Regime bestrafe „jeden, der
versucht, das Land ohne Genehmigung zu verlassen“.
Was für Menschen leben
da gerade mit uns hier im idyllischen Isartal? Was haben sie erlebt, was haben
sie für Perspektiven? Ich frage mich, was ich tun kann und besinne mich auf die
kleinen Schritte, die summiert auch etwas ausmachen. Ein Händedruck, ein
Gespräch, ein bisschen Deutsch-Unterricht und ein bisschen „Willkommen“, das
kann ich tun und das tue ich gerne. So wie viele Mitstreiter im Helferkreis
Flüchtlinge & Integration Pullach, die sich engagieren. Geben ist oft
schöner als Nehmen, eine gute Erfahrung bei all den Problemen in diesem
Zusammenhang.
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